Fremde Länder, fremde Kulturen – Erfahrungen in Kambodscha
Unsere Reise nach Kambodscha
Mit vielen Ländern in Südostasien haben wir uns bereits auseinandergesetzt. Viele Menschen aus unserem Freundes- und Bekanntenkreis sind bereits in Thailand oder Indonesien gewesen und haben die Insel Bali erkundet. Wir haben uns mit Vietnam beschäftigt, möchten die traumhafte Hanoi Bucht sehen oder Singapur entdecken. Kambodscha stand bisher nicht auf der Liste. Ehrlicherweise müssen wir zugeben, dass wir, bevor wir den Entschluss unserer Reise nach Kambodscha spontan gefasst haben, uns sehr wenig mit dem Land, den Menschen und der Kultur befasst haben.
Seltsamerweise scheinen wir nicht die einzigen Menschen zu sein, die sich diesbezüglich an die Nase fassen dürfen. In Gesprächen mit anderen Personen stellt sich heraus, dass viele keinen Bezug oder Berührungspunkte mit Kambodscha aufweisen können, geschweige denn wissen, wo sich das Land Kambodscha überhaupt befindet. Die häufigste Frage, die uns in den vergangenen Tagen gestellt wurde, ist folgende: Warum möchtet ihr nach Kambodscha? Was gibt es denn in Kambodscha zu erleben?
Doch wie kommt das? Wie kann es sein, dass vielen Ländern der Welt mehr Beachtung geschenkt wird als anderen? Warum wissen wir vor unserer Weltreise, dass es uns zu der schönen Natur und den Traumstränden nach Thailand zieht, obwohl das Nachbarland Kambodscha ebenso paradiesische Strände präsentieren kann? Wie kann es sein, dass in Kambodscha das größte religiöse Monument der Welt steht und viele Menschen sich dennoch nicht für das Land interessieren? Wir sind uns sicher, zum Großteil hängt dies damit zusammen, was uns durch die Medien suggeriert und auf welche Länder in der Schulbildung der Fokus gelegt wird.
Geben wir das Land Kambodscha in die Google-Suchleiste ein, taucht zunächst die meistgesuchte Frage auf: „Ist Kambodscha gefährlich?“. Die Seite des Auswärtigen Amtes vermittelt uns ein negatives Gefühl gegenüber dem Land. Kriminalität gegenüber Touristen sei keine Seltenheit, wir lesen von Drogen, Messern und Schusswaffen. Sind wir in Kambodscha als Touristen etwa nicht sicher?
Unser erster Eindruck von Kambodscha
Willkommen in Kambodscha! Seit acht Tagen lassen wir das für uns unbekannte Land auf uns wirken. Wir saugen förmlich jegliche Eindrücke auf, die uns von den Menschen, der Lebensweise, den Tieren und der Natur vermittelt wird. In acht Tagen haben wir die Städte Siem Reap und Battambang erlebt. Während wir uns diesen Zeilen widmen, sitzen wir in einem Mini-Van mit 9 einheimischen Personen, die ebenso wie wir die Hauptstadt Phnom Penh aufsuchen möchten. Auch wenn sie kein Englisch sprechen, verständigen wir uns mit Gesten. Mit einem Lächeln. 260 Kilometer fahren wir auf zweispurigen Straßen, die zum Großteil einer steinigen Baustelle gleichen. Zweispurige Straßen, die gerne als fünfspurige Straßen genutzt werden. Die Autos, TukTuks, LKWs, Motorräder und Roller mit Beiwagen suchen sich ihren Weg. Sowohl im Gegenverkehr als auch auf unserer Spur mit Lichthupe. 7 Stunden wird unsere Fahrt dauern. Alle paar Kilometer halten wir an, um freilaufende, dünne Kühe über die staubigen Straßen zu lassen. Die Fahrt gleicht einem Hupkonzert. Fahren wir in den Gegenverkehr, wird kurz gehupt. Nicht aus Wut, sondern lediglich zur Aufmerksamkeit.
Ab der ersten Sekunde fühlen wir uns in Kambodscha willkommen. Wir wurden mit offenen Armen herzlich empfangen. Wir haben die dankbarsten, aufrichtigsten und genügsamsten Menschen kennengelernt, denen wir bisher je in unserem Leben begegnet sind. Die Kambodschaner winken uns auf der Straße zu, Kinder kommen auf uns zu gerannt, wir werden beobachtet, wir werden angelächelt. Die Menschen interessieren sich für uns. Sie fragen nach dem Leben in Deutschland, sie erzählen von ihrem Leben in Kambodscha. Sie erzählen von ihrer Arbeit, erzählen von den Schulen, den einheimischen Gerichten, berichten von Hochzeiten und Traditionen, zeigen uns Fotos von ihren Kindern.
Doch sie erzählen auch vom Krieg. Der kambodschanische Bürgerkrieg endete im Jahr 1975 und ist bei vielen Einwohnenden noch sehr präsent. Besonders Menschen mittleren Alters haben den Bürgerkrieg mitbekommen und möchten ihr Wissen und ihre Erfahrungen mit uns teilen. An vielen Tempelanlagen wird auf das Kriegsgeschehen aufmerksam gemacht.
Armut in Kambodscha
Neben den Kriegserlebnissen in der Vergangenheit spielt auch Armut eine große Rolle in Kambodscha. Eine vorherrschende Rolle, weit mehr, als wir zuvor erwartet haben. Wir sehen Menschen, deren Häuser undicht auf Stelzen über dem Wasser erbaut wurden. Wir erleben rostiges Wasser in den Leitungen. Wir sehen schlechte Lebensbedingungen und keine Hygienestandards. Wir hören von dem minderen Einkommen, der mangelnden Unterstützung seitens der Regierung und der äußerst schwierigen Lage, ohne Touristen in der Zeit der Pandemie annähernd ein Einkommen zu erwirtschaften, welches die notwenigen Lebenserhaltungskosten deckt. Zwei TukTuk Fahrer, die wir in Siem Reap kennengelernt haben, erzählen uns unabhängig voneinander, dass sie 300$ – 400$ monatlich brauchen, um ihre Kosten zu decken und ihre Familie zu ernähren. Beide verdienen aktuell 100$ – 150$ pro Monat. Es tut uns weh. Sehr sogar. Doch sie lächeln. Sie erzählen freudestrahlend von ihren Erlebnissen, von ihren Erfahrungen mit anderen Touristen aus Deutschland und aus Europa. Sie erzählen von ihrem Leben – ohne das Lächeln zu verlieren. Sie sind dankbar, zuvorkommend, herzlich und freundlich. Sie freuen sich darauf, dass demnächst wieder mehr Touristen nach Kambodscha kommen und sie die Touristen umherfahren dürfen und ihnen die schönen Seiten der Stadt zeigen können. Wir möchten unseren TukTuk Fahrern mehr Geld geben, als die Fahrt normalerweise kosten würde. Im ersten Moment möchten sie das Geld nicht annehmen und sagen uns, es sei zu viel.
Reisen lehrt uns – Reisen verändert uns
In Kambodscha wird uns bewusst, wie privilegiert wir sind. Die neuen Erfahrungen lassen uns erneut über unsere bisherige Lebensweise nachdenken. Über unsere Einstellungen, über unsere Lebensweise und unser Konsumverhalten. Wir merken erneut auf Reisen, wie dankbar wir dafür sein sollten, was wir haben: Klares Wasser in der Dusche, Wasser, mit dem wir uns die Zähne putzen können. Ein bequemes Bett, windgeschützte Häuser, genug Geld, um nicht darüber nachdenken zu müssen, was und wo wir in der nächsten Woche essen. Und doch neigen wir privilegierten Menschen oft dazu, uns zu beschweren. Beschwerden über den Verkehr, über die Arbeitszeiten, über die Schlangen im Supermarkt, über das Gehalt, über andere Menschen und deren Verhalten. Kambodscha lässt uns nachdenklich werden. Doch wir fühlen uns wohl. Jeden Tag begegnen uns die Menschen mit Positivität und Lebensfreude. Zu keinem Zeitpunkt haben wir in Kambodscha das Gefühl gehabt, nicht sicher zu sein. Kambodscha und die einheimischen Menschen haben uns überrascht, unser Herz erobert und vieles über das Leben gelehrt. Wir freuen uns noch weitere drei Wochen in diesem vielfältigen Land verbringen zu dürfen. Wir freuen uns auf faszinierende Tempel, traumhafte Strände, Gerichte der Khmer-Küche, winkende Menschen, beeindruckende Natur und viele neue Erfahrungen. Wir fühlen uns sicher, zu keinem Zeitpunkt unwohl und werden willkommen geheißen.
In diesem Erfahrungsbericht haben wir unsere ersten Eindrücke, unsere Gefühle und Gedanken in Bezug auf Kambodscha von der Seele geschrieben. Wir sind auf eure Meinungen und Erfahrungen gespannt. Schreibt sie uns gerne in die Kommentare.
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Wir sind Jasmin und Alex, zwei Reiseblogger mit Herz und Notebook. Seit November 2021 sind wir offiziell auf Open-End Weltreise. Wir lieben es in fremde Kulturen einzutauchen, neue Menschen kennenzulernen und unbekannte Orte zu erkunden. So findest du auf unserem Reiseblog Geheimtipps für deine nächste Reise, traumhafte Eindrücke und zahlreiche Empfehlungen. Wir freuen uns riesig, dich virtuell in unserer Tasche voller Erinnerungen mitzunehmen.
6 Kommentare zu „Fremde Länder, fremde Kulturen – Erfahrungen in Kambodscha“
2013 war ich mit dem Motorrad durch Thailand unterwegs, wir haben von da aus einen kurzen Abstecher nach Angkor War gemacht. Habe in den 3 Tagen die selbe Erfahrung gemacht, freundliche Leute trotz oder wegen? Einfachster Verhältnisse. Damals habe ich beschlossen nochmals wiederzukommen, um das Land besser kennenzulernen und diesen Winter ist es soweit, diesmal führt der Roadtrip auf Enduros ca. 2500km durch Kambodscha. Nach einem solchen Trip durch Thailand und zuletzt auch durch Vietnam, von Hanoi einmal komplett runter bis Saigon, ist das für mich einfach die beste Art ein Land zu erkunden. Man hat seine grobe Strecke, sieht man unterwegs einen interessanten Weg, einfach reinfahren und schauen wo man rauskommt ?
Hallo Markus, wir freuen uns sehr über deinen Kommentar! Angkor Wat hat uns unfassbar beeindruckt und wir würden jederzeit nach Siem Reap zurückreisen. Aktuell befinden wir uns im Süden von Kambodscha auf der Insel Koh Rong Samloem. Hier scheinen wir in einem richtigen Paradies angekommen zu sein. Malerische Strände und kristallklares Wasser. Auch hier sehen wir eine andere Seite von Kambodscha und freuen uns sehr, auf die Insel gefahren zu sein. Eine Empfehlung auch für deine Route. Wir können deinen Reisestil total nachvollziehen. Unsere Roadtrips in Europa machen wir in der Regel mit dem eigenen Auto und lieben es auch dort langzufahren, wo nach es uns gerade ist. Mit dem Motorrad ist es sicherlich noch eine Ecke aufregender. Außerdem können wir dir Sihanoukville ebenfalls im Süden von Kambodscha sehr ans Herz legen. Die Hauptstadt Phnom Penh hat uns geschichtlich schon sehr belastet, dort hinterlässt die Kriegszeit noch ein sehr mulmiges Gefühl. Dennoch würden wir nicht davon abraten, nach Phnom Penh zu fahren.
Wir wünschen dir im Winter eine tolle Reise und wunderbare Erfahrungen!
Ich war in allen Ländern SO-Asiens, mit Ausnahme Malaysias. Kambodscha fand ich landschaftlich am wenigsten interessant. Über weite Strecken jedoch unfassbar viel Plastik-Müll, übrigens auch auf Koh Rong Samloem, wenn man auch nur 50 m vom Strand weggeht.
Sehr freundlich, gerade, wenn man allein unterwegs ist. Vor Corona sind die Hotspots wie Angkor Wat sehr voll, zumindest im Winter, das dürfte derzeit nicht so der Fall sein.
Die furchtbare Vergangenheit ist auch nach fast 50 Jahren allgegenwärtig, wenn man genau hinhören. Und sie ist überall sichtbar. Das hat es mir etwas schwer gemacht, dort unbeschwert Urlaub zu machen.
Hallo Susanne, danke für deine Nachricht und für deine Eindrücke! Nachdem wir nun in Phnom Penh waren, hat sich unsere Sichtweise deutlich verändert. Den Norden von Kambodscha finden wir weiterhin sehr schön, würden auch nochmal nach Siem Reap reisen. Koh Rong Samloem im Süden haben wir tatsächlich auch als sehr schön und mit kaum Müll vorgefunden. Mag natürlich auch an der aktuellen Zeit liegen und dass kaum Menschen dort waren – aber Koh Rong Samloem war während unserer 4 Tage vor Ort ein richtiges Paradies!
Mit der Kriegszeit haben wir uns besonders in Phnom Penh auseinandergesetzt und das hat einen riesigen Schatten auf die Stadt und auch auf das Land geworfen, sodass wir uns schnell sehr unwohl in Phnom Penh gefühlt haben. Wir selbst verbinden daher mit Phnom Penh keine schöne Zeit und möchten in die Hauptstadt Kambodschas auch erstmal nicht zurückkehren. Wir finden es gut, dass wir uns mit dem Krieg auseinandergesetzt haben, allerdings hat dies einiges in uns bewegt und auch nachhaltig bei uns einiges ausgelöst. Doch auch solche Erfahrungen gehören zum Reisen dazu.
Wo in Südostasien hat es dir am besten gefallen? 🙂
Liebe Grüße – aktuell wieder aus Phnom Penh, da der Flieger nach Indonesien am Sonntag von hier geht 🙂
Jasmin
Hallo, danke für die tollen Infos! Ich werde im November nach Kambodscha reisen und freue mich schon sehr. Könnt ihr eine Unterkunft auf Koh Rong Samloem empfehlen? Viele Grüße, Nicole
Hallo Nicole,
entschuldige für die späte Rückmeldung. Ja wir können unsere Unterkunft auf Koh Rong Samloem empfehlen. Es war das Sara Sea Resort. Warst du jetzt schon auf der Insel?
Viele Grüße,
Jasmin & Alex